Wissenswertes für Eltern

Wir haben die wichtigsten Fragen & Antworten für Sie zusammengestellt.

Kinder werden mit anatomisch vollständig angelegten Augen geboren. Das Sehen allerdings muss erlernt werden. So ist die Sehschärfe bei der Geburt noch sehr gering. Sie beträgt ca. 10 % der durchschnittlichen Sehschärfe eines Erwachsenen. Alle anderen Sehfunktionen, wie z. B. das räumliche (stereoskopische) Sehen müssen noch ausgebildet werden.
Die Entwicklung des Sehens setzt voraus, dass Licht auf die lichtempfindliche Schicht des Auges, die Netzhaut fallen kann. Wird ein Kind mit einem grauen Star (Katarakt) geboren oder ist ein Augenlid geschlossen, kann das zu deutlichen Einschränkungen führen. Hochgradige Fehlsichtigkeiten, die ein scharfes Bild auf der Netzhaut verhindern, können ebenso Fehlentwicklungen zur Folge haben. Die Verbindung beider Augen zu einem beidäugigen = binokularen Seheindruck wird nur dann erfolgen, wenn die einzelnen Augen nicht zu unterschiedliche Bilder erzeugen. So kann ein Schielfehler dazu führen, dass zur Vermeidung von Doppelbildern ein Auge unterdrückt wird und kein Binokularsehen entsteht. Auch deutlich unterschiedliche Fehlsichtigkeiten beider Augen (Anisometropie) erzeugen sehr unterschiedliche Bilder und die Unterdrückung eines Auges. Das unterdrückte Auge wird sehschwach (amblyop)
Kinder werden mit anatomisch vollständig ausgebildeten Augen geboren. Die Sehfunktionen müssen jedoch erlernt werden. Damit dieses Lernen ungestört erfolgen kann, sind gewisse Voraussetzungen erforderlich. Ob diese Voraussetzungen vorliegen oder eine Störung die normale Sehentwicklung beeinträchtigt, muss schon rechtzeitig überprüft werden. Die Augen wachsen, wie der Rest des Körpers. Daher sind wiederkehrende Untersuchungen sehr sinnvoll. Empfehlenswert sind folgende Überprüfungen 1. LJ: Im ersten Lebensjahr muss untersucht werden, ob eine normale Situation vorliegt, die eine ungestörte Sehentwicklung erwarten lässt. 2,5. – 3. LJ: Mit 2,5 bis 3 Jahren sollte die nächste Untersuchung erfolgen. Die Kinder sind jetzt meist schon so kommunikativ, dass die wichtigsten Sehfunktion sicher gemessen und beurteilt werden können. 5. – 6. LJ: Die nächste Überprüfung sollte kurz vor der Einschulung erfolgen. > 6. LJ: Mitte der zweiten Klasse liegt ein Hauptaugenmerk auf dem beidäugigen Zusammenspiel. Nur gutes beidäugiges Sehen ermöglicht gute Augen-Hand-Koordination, die beim Schreiben und Lesen sehr wichtig ist. Nachfolgend sollte das Sehen in größeren Abständen oder bei Bedarf überprüft werden. Die Untersuchungen bei uns erfolgen ohne die Gabe von Tropfen. Zur Überprüfung verwenden wir kindgerechte Messtechniken, die eine Messung unter Tropfen, wie sie meist beim Augenarzt erfolgt, bestmöglich ersetzen. Dazu gehört insbesondere die Skiaskopie. Ein Verfahren, bei dem das Auge des Kindes beleuchtet wird und anhand des Lichtreflexes aus dem Auge die Fehlsichtigkeit beurteilt werden kann.
Kindern ohne beidäugiges Sehen fehlen wichtige Sehfunktionen. Sie sind nicht in der Lage räumlich (stereoskopisch) zu sehen. Dem Kind fällt es schwer Abstände und Entfernungen einzuschätzen. Somit wirkt es unsicher, Treppen werden unsicher oder im Nachstellschritt gegangen und es eckt evtl. häufiger an. Das Befüllen eines Glases gelingt häufig nur, wenn der Flaschenhals aufgelegt wird. Alle Dinge, die eine gute Auge-Hand-Koordination erfordern, fallen schwerer, z. B. das Schreiben.
Insbesondere die höheren Fehlsichtigkeiten und die unterschiedlichen Fehlsichtigkeiten beider Augen lassen sich einfach durch eine Brille korrigieren. Eintrübungen oder Lidfehlstellungen müssen früh behandelt werden. Deshalb sollte bereits im ersten Lebensjahr eine Untersuchung erfolgen.
Kinder sollen im ersten Lebensjahr erstmalig untersucht werden. In dieser ersten Untersuchung soll ausgeschlossen werden, dass gravierende Störungen die normale Entwicklung des Sehens beeinträchtigen. Die zweite Untersuchung sollte mit 2,5 bis 3 Jahren stattfinden. In diesem Alter sind die Kinder schon gut zur Mitarbeit in der Lage und die wichtigsten Sehfunktionen können überprüft werden. Zudem lassen sich leichte Einschränkungen noch mit einfachen Maßnahmen, wie der Korrektion durch eine Brille, beheben. Die nächste Untersuchung sollte ca. ½ Jahr vor der Einschulung erfolgen. Mitte der zweiten Klasse empfiehlt sich erneut eine Untersuchung. Die visuellen Anforderungen steigen zu dieser Zeit deutlich an, da die Kinder nun größere Mengen Text lesen müssen. Danach sollte weiter regelmäßig überprüft werden. Die meisten Augen wachsen bis zum 25. Lebensjahr, sodass sich eine Fehlsichtigkeit noch verändern oder auch erst noch entstehen kann.
Kinderaugen sind sehr leistungsfähig. Sie sind in der Lage, die sehr häufig bei Kindern vorliegende Übersichtigkeit (Weitsichtigkeit) selbst zu kompensieren. Um die Fehlsichtigkeit besser messbar zu machen, wird der Augenmuskel, der für diese Kompensation verantwortlich ist, durch die Tropfen inaktiv gemacht.
Es gibt ein Messverfahren, das bei richtiger Anwendung die Tropfen gut ersetzen kann. Das Messverfahren ist die Skiaskopie. Dabei wird das Auge mit einer Art Lampe gemessen und die Fehlsichtigkeit ohne Zutun des Kindes ermittelt = objektive Messung.
Verschiedene Berufe überprüfen in ihrer Anamnese und der ersten Untersuchung das Sehen. Dabei werden ggf. Auffälligkeiten entdeckt. Die Kinder werden zu einer Überprüfung des Sehens von einer geeigneten Fachperson untersucht. Im Regelfall einem Augenarzt, einer Orthoptistin oder einem Augenoptiker. Jede Profession hat ihre eigenen Kernkompetenzen und misst und bewertet Fehlsichtigkeiten und deren mögliche Auswirkungen, unter Umständen unterschiedlich. In jedem Beruf wird es Menschen geben, die kindgerecht untersuchen und die notwendige Ruhe, Zeit und das Einfühlungsvermögen aufbringen. Leider besteht zwischen diesen Berufsgruppen noch zu wenig Kommunikation, sodass es zu sehr differenzierten Aussagen über das Sehen eines Kindes kommen kann. Suchen Eltern zwei Meinungen, weichen diese manchmal so stark voneinander ab, dass die Eltern verunsichert sein müssen. Dies betrifft weniger die klassischen Fehlsichtigkeiten Kurzsichtigkeit, Astigmatismus oder Übersichtigkeit. Größere Differenzen bestehen schon eher darin, was die einzelnen Berufsgruppen zum „verdeckten Schielen“ aussagen. Muss, darf oder soll es korrigiert werden? Auch hier kann keine klare Aussage getroffen werden. Aus praktischer Sicht, mit über 20 Jahren Erfahrung bei der Korrektur verdeckten Schielens mittels prismatischer Brillengläser, kann folgende Empfehlung erfolgen: Jeder Mensch, der aufgrund asthenopischer Beschwerden (durch das Sehen bedingte Beschwerden wie Kopfschmerzen, gerötete Augen, Schwindel, schnelle Ermüdung und mehr) sein Sehen überprüfen lassen möchte, muss zuvor einer ärztlichen Diagnostik zugeführt werden. Nur wenn pathologische Gründe für diese Beschwerden auszuschließen sind, sollte eine Korrektion erfolgen. Insbesondere bei Kindern muss eine verdeckte Fehlsichtigkeit, wie die Übersichtigkeit, bekannt und korrigiert sein. Dies wird durch eine Messung in Zykloplegie (Tropfen der Augen) beim Augenarzt erfolgen. Alternativ bei einem Augenoptiker, der die Skiaskopie anwendet. Die Messung des verdeckten Schielens darf nur erfolgen, wenn eine sichere Kommunikation mit dem Kind möglich ist. Je nach Messverfahren wird das Ergebnis der Messung unterschiedlich bezeichnet. In der augenärztlichen Praxis wird meist mit dem Schober-Test oder dem Maddox-Test gearbeitet. Das Ergebnis dieser Messung wird als Heterophorie bezeichnet. Augenoptiker verwenden häufig die Mess- und Korrektionsmethodik nach Haase, kurz MKH. Das Ergebnis dieser Messung wird als Winkelfehlsichtigkeit bezeichnet. Die verschiedenen Vorgehensweisen unterscheiden sich grundlegend darin, dass Schober-Test und Maddox-Test die Augen entkoppeln, getrennt betrachtet werden und sie damit unnatürlich trennen. In der MKH bleiben die Augen über Sehreize gekoppelt. Das Sehen ist natürlicher. Auch über die möglichen Auswirkungen eines unkorrigierten verdeckten Schielens gehen die Meinungen auseinander. Jüngste Studien deuten jedoch stark darauf hin, dass Kinder mit einem gestörten Binokularsehen Einschränkungen im Lesen zeigen. Gehen die Störungen soweit, dass das räumliche Sehen beeinträchtigt ist, zeigen alle Tätigkeiten, die gute Auge-Hand-Koordination benötigen, teilweise erhebliche Einschränkungen.